My KopfKino

Die Einschulung, der Frosch und die entscheidenden 7 Minuten

Mit der Einschulung beginnt ein neuer Lebensabschnitt für die ganze Familie. Eltern und Kinder betreten Neues Land. Als mein Sohn eingeschult wurde, stand mir ausnahmsweise kein See von Tränen in den Augen, wie noch bei meiner Tochter vor sieben Jahren (lag wohl am Flüssigkeitmangel, aber dazu kommen wir später).

Am letzten Donnerstag machten wir uns mit gepacktem Schulranzen und einer selbst gebastelten Schultüte (die Müttermafia würde wahrscheinlich den Kopf schütteln ;-)), ganz aufgeregt auf den Weg zur Kirche, in der ein Begrüßungsgottesdienst für die I-Dötzchen stattfand. Ich muss gestehen, das ist nicht so unser Ding. Aber wir sind brav dahin und haben das ganze Programm in der hintersten Ecke mitgemacht.

Der Tag war perfekt…die Sonne lachte vom Himmel und ein sanftes Lüftchen wehte uns um die Nase als wir zu Fuß zur Schule weitergingen. 10.15 Uhr sollte es losgehen, alles ganz entspannt…bis 10.06 Uhr! Ich weiß es noch so genau, weil ich gerade einen Blick auf die Schuluhr geworfen habe, als mein Atem aussetzte, meine Augen sich weiteten, mein Herz zu rasen begann und vielleicht habe ich einen kleinen Schrei von mir gegeben, aber das weiß ich nicht mehr so genau.
Der Frosch! In diesem Augenblick ist mir bewusst geworden, dass der Frosch fehlte!
Nein, wir haben kein Frosch-Haustier (so etwas würden wohl unsere Katzen fressen *iihhh*), aber die Kinder hatten über die Ferien eine Hausaufgabe bekommen, und zwar sollten sie ein Namensschild in Form eines Frosches basteln…ähhem…ich weiß, was ihr denkt, das arme Kind und geht ja schon gut los, und so… aber wie das immer so ist…man denkt an jeden Pubs und vergisst das Wesentliche.
Mein Hirn ratterte und qualmte…mittlerweile war es 10.07 Uhr und unser Haus lag ca. einen Kilometer entfernt. Könnte ich es schaffen? Würde ich es schaffen mein Kind zu retten? Natürlich hatten alle ihre Namensschilder dabei nur mein großer Kleiner wäre der einzige ohne Hausaufgabe…am ersten Schultag! Nein! Das durfte nicht sein!!
10.08 Uhr! Ich schrie meinen beiden Männern nur kurz zu, dass ich das Dings holen würde und nahm gleichzeitig die Beine in die Hand. Aber sowas von… man bedenke…ich bin nicht trainiert… fahre ab und zu Fahrrad und meine Ausdauer ist die einer Schnecke (könnte auch sein, dass die Schnecke besser trainiert ist…).
Ich rannte um mein Leben, mein Brustkorb brannte schon nach wenigen Metern, aber egal…ich musste rechtzeitig zurück sein!!! Der Schweiß rann mir schon den Rücken runter (gerade heute war es mal wieder warm, echt toll!), meine Beine waren irgendwo hinter mir, jedenfalls spürte ich sie nicht. Endlich, nahe am Kollaps und um 10.13 Uhr stürmte ich die Bastille, äh unser Haus, griff im Flug den Frosch, weiter nach draußen zur Garage, Fahrrad rausgerissen, draufgesprungen (doch doch, das ging, fragt nur nicht wie…), und im Affenzahn in die Pedale getreten, keine Rücksicht auf Verkehr oder kleine Hunde (Uupss!) kam ich mit quietschenden Reifen wieder an der Schule an.
Blick auf die Uhr: 10.16 Uhr! YES! Die Konrektorin fing gerade ihre Rede an. Ich wühlte mich durch die Wand von Eltern, Großeltern und Verwandten. Mit zittrigen Beinen, verschwitzt aber sehr sehr glücklich drückte ich meinem, bereits sehr besorgtem, Sohn sein Namensschild in die Hand.
Kurze Zeit danach wurden die Kinder zusammengerufen und zur ersten Unterrichtsstunde in die neuen Klassen geführt. Normalerweise hätten die Tränen schnell ihren Weg gefunden, doch an diesem Tag war mein Wasserreservoir verbraucht, alle, empty, leer…
Es war einfach nur schön zu sehen, wie motiviert die Kleinen waren und wie stolz sie ihre Schultüten und Schulranzen trugen und uns mit leuchtenden Augen das eigene Fach mit Namen zeigten.
Wir haben den Tag danach sehr genossen, sind nach Duisburg Pizza essen gefahren, haben einen kurzen Spaziergang am Innenhafen gemacht und zu Hause einen lecken Himbeer-Käsekuchen gefuttert (Tastesheriff ihrer Schwester Rezept…sehr sehr lecker) . Das kleine Frosch-Malheur war schnell vergessen, denn die Tatsache, gar kein Kindergartenkind mehr zu haben, war viel aufregender.
Ich bin nicht perfekt und manchmal echt verpeilt (hey! ich stehe dazu 😀 ), aber da sieht man mal wieder: das Muttergen brachte mich dazu, über meine Grenzen hinweg für mich (fast) Unmögliches zu vollbringen. In dem Fall war das Ziel wichtiger als der Weg und ich bin froh, Gas gegeben zu haben. (super! jetzt kommen mir Tränen *schnief*).Da ich meinen Sohn nicht in eine Nachmittagsbetreuung geben wollte, wird es zeitlich demnächst etwas eng werden (na gut…noch enger als sonst ;-)), da wir das Neue Land ja noch erkunden müssen und auch mein DaWanda-Shop Aufmerksamkeit verlangt. Also wundert euch nicht, wenn es, eventuell, in der nächsten Zeit im Blog ruhiger ist. Aber nur eventuell…

Habt einen schönen Tag
Monika

6 Comments

    • Monika

      Danke schön, Martina. Leider hatte ich keine Gelegenheit mehr, das Schild zu fotografieren. Auf dem Fahrrad ist mir tatsächlich auch der Gedanke gekommen, dass ich ja noch kein Foto habe :-/. Das Schild ist erstmal in der Schule geblieben.Danke für deinen Kommentar und Liebe Grüße

  • Lady Stil

    Jesses, jetzt hab ich aber echt mitgefiebert! Ja, so sind se, die Mütter! Man wird noch so manche Kohle aus dem Feuer ziehen….aber das machen wir ja auch gerne! Klasse geschrieben! Liebe Grüße, Moni

    • Monika

      Danke für die Blumen, Moni. Rückblickend betrachtet ist es ja echt lustig, aber als ich wie eine bekloppe nach Hause gerannt bin, dachte ich, ich brech zusammen. Und dann kommste wieder an und dir läuft die Suppe nur so runter, während die anderen Muttis geschniegelt und gestriegelt dich kopfschüttelnd anstarren 😉 .

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