Food,  GeLesen

Die Wohlfühlküche von Jamie Oliver oder warum Porridge nicht einfach nur ein Porridge ist

{Rezension}

Mit den Kochbüchern ist das so eine Sache…entweder man braucht sie oder man will sie. Es gibt den Ich-koche-alle-Bücher-durch-Junkie, den Kochbuchsammler und den Koch, der sich nur inspirieren lassen möchte. Aber alle haben eines gemeinsam… sie könnten jeden Tag ein neues Koch- oder Backbuch kaufen. Ich gehöre zu der letztgenannten Sorte der Kochbuchliebhaber, denn ich kaufe sie, um mich inspirieren zu lassen, lange darin zu stöbern und die schönen Fotografien zu bewundern. Als ich letztens das Kochbuch die WOHLFÜHLKÜCHE von Jamie Oliver*endlich in Händen hielt, bin ich ins Grübeln gekommen.

Mir wurde bewusst, dass ich mich schon lange von meiner eigenen Wohlfühlküche entfernt habe. Alles muss schnell und noch schneller gehen, denn irgendwas ist ja immer… und entweder ich koche ein schmackhaftes aber flottes Gericht und wir essen es wie auf der Flucht, oder ich nehme mir etwas mehr Zeit, aber wir genießen es nicht… weil wir einfach dieses schnelle Tempo gewohnt sind.

Jamies Wohlfühlküche ist irgendwie besinnlicher, bodenständiger und viel persönlicher. Jedem Rezept schenkt er ein paar zusätzliche Worte, z.B. wie er auf das Gericht gekommen ist, was ihn damit verbindet oder was er nach seinem Geschmack verändert hat. Und auf allen Seiten lese ich nur eine Botschaft zwischen den Zeilen… lass dir Zeit, genieße mehr und lege Wert auf besondere Zutaten, wenn es möglich ist.

Sehr beeindruckt hat mich ein ganz einfaches Gericht. Ein Porridge-Rezept aus seiner Kindheit. Nichts besonderes, ich weiß, aber die Geschichte dahinter zeigt, was unserer Generation verloren gegangen ist: Sich auch für die einfachen Dinge die Zeit zu nehmen und aus ihnen jedes Mal etwas besonderes zu machen. Das Porridge zuzubereiten ist nicht die Kunst, sondern das Ritual, das folgt nachdem der Brei auf dem Teller ist. Jamie beschreibt quasi minütlich die einzelnen Schritte, auf die der Großvater bestand, bevor er endlich den Löffel in den leckeren und süßen Brei tauchen durfte.

Von der Geschichte ganz hingerissen kochte ich es genauso nach und ich muss sagen… einfach perfekt. Dieses Ritual zwingt dich abzuschalten und sich nur auf dein Frühstück zu konzentrieren. Das Einschneiden des Haferbreis, wann der Zucker und wann die Milch dazu kommen… zwischen jedem dieser Schritte muss man Verweilen und sich in Geduld üben.

Auch ein selbst gebackenes indisches Paratha-Brot, als Beilage zu einem Curry, habe ich ausprobiert und für meinen Geschmack nur etwas abgeändert. Das Rezept findet ihr demnächst hier im Blog.
Es gibt auch aufwendigere Rezepte, die mehr Zeit beanspruchen. Oder ganz bodenständige, wie Hackbällchen mit Biersoße auf Kartoffelpüree. Schon alleine in dieses Foto im Buch könnte ich beißen. Ich bin mir sicher, dass sich jedes einzelne Rezept lohnt, denn am Ende heißt es einfach nur Wohlfühlkochen – Wohlfühlessen – Wohlfühlküche.

Auch die Aufteilung des Buches finde ich gelungen. Nach der Einleitung kommen Kapitel wie Nostalgie, Gute Laune Küche, Muntermacher, Rituale, Kleine Sünden und Süßes Glück. Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich springe auf eine schöne und besondere Wortwahl eher an als auf Worte wie Frühstück, Vorspeise…ihr wisst schon, was ich meine.

Im Anhang gibt es noch zu jedem Gericht eine Übersicht mit den Nährwertangaben und im alphabetischen Register ist jedes vegetarische Gericht mit einem roten V gekennzeichnet.

Mein Fazit: Es ist ein tolles und umfangreiches Buch mit einer Mischung aus klassischen und internationalen Rezepten, die natürlich mit der typischen Jamie Oliver Note gewürzt sind. Und wenn man einige der Gerichte mit Spaß und Ruhe zubereitet hat, kommt man selbst vielleicht wieder auf den Geschmack sich mehr Zeit zu nehmen und bewusster zu genießen.

Sicherlich kann ich auf Dauer meinTempo in der Küche nicht reduzieren, weil das Leben gerade nun mal temporeich ist. Aber sich ab und an wieder mehr Zeit zu nehmen und nicht nur das Essen, sondern auch das Kochen zu zelebrieren, kann nicht schaden, oder?

Und wie ist es bei euch? Wie oft schafft ihr es das Kochen zu einem Event zu machen und euch nur aufs Essen zu konzentrieren ohne Zeitdruck und andere Dinge im Nacken? Freue mich jetzt schon über eure Gedanken dazu.

Genießt den Tag
Monika

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7 Comments

  • sternsche

    ich bin gerade über Instagram über deinen Blog gestolpert und musste natürlich sofort die Rezension zum neuen Jamie-Buch lesen,denn das geistert schon die ganze Zeit in meinem Kopf herum und nach deiner liebevoll gestalteten Rezension bin ich ach gezwungen es zu kaufen 🙂

    • Monika

      Schön, dass du dich zu mir verirrt hast und natürlich freut es mich, dass dir mein Artikel gefallen hat. Und ja, ich finde es ist eins seiner besten Bücher. Zumindest trifft es meinen Geschmack, nicht nur was die Rezepte angeht, sehr. Danke und Ganz liebe Grüße <3

  • lollepampolle

    Oh Gott! Jetzt brauche ich dieses Buch! 😀 Dabei liegen hier doch schon so viele… Ich bin nämlich der gleiche Typ wie du: ich kaufe sie, weil ich sie schön finde und die Rezepte machbar klingen und dann… nehme ich mir selten die Zeit sie auch nachzukochen. Kennst du das Buch "Von Saison zu Saison"? Ich hab' noch keins der Rezepte ausprobiert, aber Sophie schreibt auch so wunderschön über das Essen und Genießen und den Garten ihrer Großmutter. Liebste Grüße!Anni

    • Monika

      Hahaha :-D, ja das mit den Koch- und Backbüchern ist so eine Sache…ich warte hier auf den Tag, an dem mein Mann mir die Rote Karte, die ich natürlich ignorieren würde, zeigt, was den Kauf weiterer Werke angeht. Das Buch von Sophie Dahl kenne ich noch nicht…ist es wirklich toll? Dann lasse ich es mir am besten zu Weihnachten oder zum Geburtstag schenken…ist ja alles wieder bald. Danke für deinen Kommentar und ganz liebe Grüße

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