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Filofax statt Digital – warum es manchmal notwendig ist, der Technik den Rücken zu kehren.

In den letzten Monaten habe ich mich vermehrt gefragt, warum es mir so schwer fällt mich zu organisieren. Bei der Menge von Apps, die mein Leben EIGENTLICH perfekt im Griff haben müssten, scheiterte ich bis dato unweigerlich. Ob Wunderlist, Trello oder Google Kalender…bis jetzt habe ich das passende technische Mittel, das auf mich perfekt zugeschnitten ist, nicht gefunden. Doch warum eigentlich nicht?…

Filofax statt Digital


Als ich letztens mal wieder versuchte, das Chaos auf meinem Schreibtisch zu lichten, ist mir aufgefallen, warum auch das nie wirklich klappte. Beim Aussortieren schmiss ich weniger weg, als ich wieder ordentlich auf einen neuen Stapel schob. Viele Zettelchen und Post-its mit Notizen, Nummern von ausgesuchten Fotos, Telefonnummern, Termine und kleine To-Do-Listen sowie gekritzelten Ideen…von den meisten konnte ich mich nicht trennen.
Gleichzeitig bemerkte ich, das ich die Sachen, die ich auf diese vielen kleinen Zettel notiert hatte, besser im Griff hatte, als Termine, die ich im Handy abgespeichert hatte.

Filofax - oder warum es manchmal notwendig ist, der Technik den Rücken zu kehren / Mo'Beads / Monika Thiede

Doch eigentlich ist es mehr als logisch, dass man sich Dinge, die man selbst mit der Hand auf ein Stück Papier (nein, ein Tablet gilt nicht) geschrieben hat, besser merken kann. Denkt doch an den berühmten Spickzettel. Jeder von uns hat in der Schulzeit mindestens einen in die Hosentasche, den Ärmel oder das Mäppchen gesteckt und nicht selten wurden komplizierten Formeln auf den Arm geschrieben. Aber mal ehrlich…wie oft mussten wir uns wirklich der Gefahr aussetzen erwischt zu werden? Ganz ganz selten oder nie, denn wir konnten uns bestens an das, was wir aufgeschrieben haben, erinnern.

Es gibt schon längst Vergleichsstudien, die belegen, dass die mit Hand geschriebenen Informationen im Gehirn schneller und intensiver verankert werden, als die getippten. Man geht davon aus, dass die kognitive Entwicklung durch das Schreiben verstärkt wird, weil bestimmte Funktionen wie Kreativität, Vorstellungskraft und das Erinnerungsvermögen mehr angesprochen werden.

Stellt euch vor, ihr wart noch nie in einem Wald. Das erste, das ihr heute machen würdet, ist Onkel Google befragen. Ihr könnt dort viel über die Struktur, die Formen, die Pflanzen, Tiere und Gerüche erfahren, doch wie könnt ihr wirklich wissen, wie nasse Erde, der Duft der Pflanzen oder das sanfte Rauschen des Windes in den Bäumen sich anfühlen und wie die Waldluft schmeckt oder wie ein Tropfen Tau, der euch unerwartet ins Gesicht fällt, gewaltige Glücksgefühle entlocken kann…die Emotionen, die ein echter Waldspaziergang auslöst, sind einfach nicht durch die reine trockene Information aus den Medien, die uns heutzutage zur Verfügung stehen, zu ersetzen.

Filofax - oder warum es manchmal notwendig ist, der Technik den Rücken zu kehren / Mo'Beads / Monika Thiede
Meine zukünftigen Kochpläne gehören ab sofort an den Anfang

Genauso ist es mit dem Schreiben. Da die Kreativität und Phantasie dabei angesprochen werden, entstehen (wahrscheinlich) emotionalere Geschichten. Und das Gedächtnis speichert Informationen so schneller ab.

Ich habe nie verstanden, warum Lehrer mich früher immer ermahnt hatten, mit Gekritzel während des Unterrichts aufzuhören. Ich habe dabei immer besonders intensiv zugehört und meist erst als ich ermahnt wurde, gemerkt, dass ich gekritzelt habe. Und wie toll ist es jetzt zu sehen, dass das Gekritzel wieder in Mode kommt? Sketchnote- und Handlettering Workshops werden immer populärer. Vielen Dank an so kreative Menschen wie z.B. Tanja Cappell aka Frau Hölle, die uns diese wunderbaren Techniken wieder näher bringen. Und das Internet ist infiziert von dieser Kunst…es wird förmlich überflutet von schönen Schriften, lustigen Strichmännchen und farbenfrohen Kunstwerken. Diese „Bewegung“ ist nicht aufzuhalten, wenn man auch bedenkt, wieviel Geld wieder für den „Stift“ ausgegeben wird.

Filofax - oder warum es manchmal notwendig ist, der Technik den Rücken zu kehren / Mo'Beads / Monika Thiede
Ohne Notizzettel und Post-its läuft auch im Filofax nichts…doch sind sie hier organisierter und müllen nicht mehr meinen Schreibtisch zu

Diese Gedanken haben mich also dazu gebracht, meine alte Ledermappe, die mir vor etwa 17 Jahren als Filofax diente, aus den Tiefen des Kellers zu befreien und zu aktivieren. Als Kalender, als eine Art Tagebuch, als Ideensammelstelle, als Planer und als Erinnerungsportal, falls ich doch etwas vergessen sollte.

Filofax - oder warum es manchmal notwendig ist, der Technik den Rücken zu kehren / Mo'Beads / Monika Thiede
Ich liebe dieses Leder…und gute funktionierende Stifte sind auch sehr wichtig

Meine Familie findet diese Mappe nicht besonders schön, doch ich werde sie immer mögen. Ich habe sie mir damals für viel Geld gekauft, als ich nebenbei für eine Firma, die teure Töpfe vertrieb, Kochvorführungen gemacht habe. Diese Mappe hat neben sehr vielen Terminen einfach alles Wichtige aufbewahrt und ließ mich nie im Stich.

Filofax - oder warum es manchmal notwendig ist, der Technik den Rücken zu kehren / Mo'Beads / Monika Thiede
Klare Unterteilungen lassen alles besser finden

Ich hoffe also auf ein erfolgreiches Revival, dass mir endlich ein entspannteres und kreativeres Leben ermöglicht und meine Kritzeleien, Notizen und Ideen sich gesammelt an diesem neuen Ort wohl fühlen…

…meinem Filofax.

Filofax - oder warum es manchmal notwendig ist, der Technik den Rücken zu kehren / Mo'Beads / Monika Thiede
Und ganz wichtig für mich: Es muss optisch schön aussehen, damit der Umgang damit Spaß macht

Und ihr so? Wie organisiert ihr euch? Liegen euch die neuen elektronischen Möglichkeiten näher, oder setzt ihr auf Stift und Papier?

*einige Informationen habe ich einem Artikel aus der Wienerzeitung.at entnommen

 

 

7 Comments

  • Andrea Karminrot

    Danke! Ich dachte schon, ich wäre die einzige, die sich Notizen macht. Ich habe vor einiger Zeit auch wieder meinen Kalender aktiviert. Und plötzlich klappt es mit dem Erinnern wieder. Den Filofax habe ich schon lange nicht mehr. Schade eigentlich. Liebe Grüße Andrea

  • Kathrin

    Liebe Mo, wie wunderbar! Ich nutze seit einiger Zeit auch den Google Kalender, aber bräuchte trotzdem noch was "Handfestes", ich glaube ich kaufe mir gleich einen Kalender in der Stadt! 🙂 Danke für den Tipp! Liebste Grüße Kat

  • Jutta von Kreativfieber

    Ideensammeln und Brainstormen mach ich immer auf Papier, ansonsten nutze ich aber die Todoist App und die liebe ich heiß und innig! Mit dem richtigen Stystem, macht sie für mich alles so viel stressfreier. Vorher gab es nämlich einen ganzen to do Zettelberg bei mir, indem ich mich auch gerne mal ver-zettelt habe 😉

    • Monika

      Ach…danke für den Tipp mit der Todoist App. Die kenne ich noch nicht. Ich werde sie mir mal in Ruhe anschauen. Und ja, alles stressfreier machen ist mein oberstes Ziel! :-DGanz liebe Grüße <3

    • Nele

      Ich schließe mich Juttas Todoist-Lob an! Wir haben uns schon oft gegenseitig davon vorgeschwärmt! Ich nutze es allerdings nur im Job, da ist sie aber super hilfreich. Liebe Grüße! :-)Nele

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